Argumente

Wieso braucht es die Thurgauer Solarinitiative?

Die Solarenergie spielt eine Schlüsselrolle für die Energiewende im Thurgau. Sie bietet mit Abstand das grösste Potential an erneuerbarer Energie im Kanton. Heute importieren wir im Kanton Thurgau jährlich für über 400 Mio Franken fossile Brennstoffe aus dem Ausland.

Eine Solaranlage auf jedes Haus

Flächen für die Nutzung der Solarenergie stehen in grossen Mengen zur Verfügung. An bestehenden Gebäuden oder auf bestehender Infrastruktur können sie eingesetzt werden ohne weitere Eingriffe in Natur und Landschaft.

Am effizientesten lassen sich Solaranlagen installieren, wenn das Gebäude gebaut oder saniert wird und bauliche Synergien genutzt werden können. Deshalb fordert die Initiative, dass geeignete Flächen dann genutzt werden, wenn sowieso eine bauliche Veränderung am Gebäude durchgeführt wird.

Warum braucht es eine kantonale Solarinitiative?

Die Gebäude liegen in der Zuständigkeit der Kantone und die Kantone können Bauvorschriften erlassen. Wenn wir den Ausbau der lokalen und erneuerbaren Energie im notwendigen Tempo schaffen wollen, braucht es auf jedem Dach eine Solaranlage! In den letzten 4 Jahren wurden durchschnittlich 24 GWh pro Jahr an Produktionskapazitäten im Thurgau zugebaut. Mit dieser Ausbaugeschwindigkeit würde das Thurgauer Solarpotential erst in über 100 Jahren erreicht werden. Die Initiative will deshalb eine Solar-Offensive und dies in den Momenten wo sowieso gebaut wird: Bei Neubauten und Umfassenden Sanierungen. Für Nichtwohngebäude wird zudem eine Frist im Jahr 2040 gesetzt. Weiter soll zusätzliches Potential erschlossen werden, in dem auch Infrastrukturflächen (wie Parkplätze) besser genutzt werden.

Das Thurgauer Solarpotential auf Gebäuden

Die Dächer des Kantons Thurgau bieten das Potenzial 2818 GWh Strom mit Solarenergie zu produzieren. Nimmt man die Fassaden hinzu, ergibt sich ein Potenzial von über 3600 GWh. Mit neu gebauten Gebäuden wird dieses Potenzial noch weiter steigen.

Im Vergleich dazu betrug im Kanton Thurgau der Stromverbrauch im Jahr 2020 1690 GWh und die Solarstromproduktion Ende 2022 rund 209 GWh. Das Potenzial der Dächer wird damit erst zu 7.5% genutzt, das Potenzial der Dächer und Fassaden zu 5.7%.

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Hier findest du das komplette Argumentarium als PDF:

Fragen und Antworten

Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten zur Thurgauer Solarinitiative.

Bei weiteren Fragen kannst du dich gerne melden unter: kontakt@solar-initiative-tg.ch

Muss ich meine Solaranlage vergrössern, wenn ich bereits eine besitze?

Nur bei einer umfassenden Sanierung des Gebäudes. Bei Nichtwohngebäuden gilt eine Übergangsfrist bis 2040 für die Ausstattung mit Solaranlagen.

Gibt es Ausnahmeregelungen für denkmalgeschützte Gebäude?

Ja die Initiative sieht Ausnahmen vor, wenn andere öffentliche Interessen wie der Denkmalschutz oder die Biodiversität höher gewichtet werden.

Wann ist der Bau einer Solaranlage zumutbar?

Wenn die Flächen zur Nutzung von Sonnenenergie geeignet sind. Das bedeutet, dass eine Erstellung einer Anlage aus baulicher, aber auch wirtschaftlicher Sicht Sinn macht. Die Energieerzeugungskosten über die Lebensdauer der Solaranlage sollen sich an aktuellen und prognostizierten Energiebeschaffungskosten orientieren.

Muss mein Grosi nun eine Solaranlage auf ihrem Haus installieren?

Nur bei einer umfassenden Gebäudesanierung. Weiter soll es verschiedene Ausnahmereglungen geben, welche noch genau durch Regierungsrat und Parlament festzulegen sind.

Kann anstelle von Solarstrom auch Warmwasser hergestellt werden?

Ja das ist möglich. Es kann auch eine Solarthermieanlage erstellt werden, welche Wärme für die Heizung, Warmwasser oder auch Prozesswärme für die Industrie liefert. Eine Kombination von Solarstrom und Solarthermie soll ebenfalls möglich sein.

Was geschieht, wenn ein*e Hauseigentümer*in eine Solaranlage nicht selber bauen will?

Der Hauseigentümer kann seine Flächen an externe vermieten und die Energie verkaufen oder selber nutzen.  Nicht verpflichtet, eine Solaranlage zu erstellen, ist, wer eine Kompensationsabgabe entrichtet, die sich an den Erstellungskosten einer Solaranlage orientiert. Die Kompensationsabgaben werden für die Förderung von Solaranlagen verwendet.

Führt die Thurgauer Solarinitiative zu höheren Mieten?

Nein im Gegenteil. Die Herstellung und Nutzung von Solarstrom ist günstiger als der Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz. Solaranlagen dürfen auch nicht als wertvermehrende Investitionen für die Miete berücksichtigt werden. In Mehrfamilienhäusern kann ein Zusammenschluss zu Eigenverbrauch (ZEV) benutzt werden, welcher in der Regel tiefere Strompreise bewirkt, als wenn der Strom direkt vom Energieversorger bezogen wird.

Wie profitiert das lokale Gewerbe von der Thurgauer Solarinitiative?

Die Solarinitiative bietet vielen Gewerbebetrieben neue Chancen und Planungssicherheit. Die Anlagen müssten geplant, installiert und gewartet werden. Nebst Solarteuren werden Elektroplaner und Elektroinstallateure benötigt. Aber auch Unternehmen im Hoch- und Tiefbau wird es brauchen für die Erschliessung von Infrastrukturflächen wie Parkplätze. Heute gibt der Kanton Thurgau über 400 Millionen Franken im Jahr aus für Importe von fossilen Energien aus dem Ausland. Investitionen in lokale Energien kommen hingegen vor allem den Betrieben im Thurgau zugute.

Wie stärkt die Solarinitiative die Gemeinden?

In den Gemeinden wird mehr Energie produziert, die nicht von aussen zugeführt werden muss. Die Unabhängigkeit und die Versorgungssicherheit werden dadurch vergrössert. Fällt ein Grosskraftwerk in Frankreich aus, wird sich dies nicht mehr gravierend auswirken. Zudem bleiben die Energiekosten über mehrere Jahrzehnte auf tiefem Niveau stabil.

Wie teuer ist eine neue Solaranlage?

Je nach Dach und Grösse der Solaranlage sind die Kosten unterschiedlich. Für ein Einfamilienhaus mit einer Solaranlage von z.B. 6 kWp muss mit Kosten von ca 15’000 Franken gerechnet werden. Damit kann jedoch mehr Strom produziert werden als ein Haushalt (ohne Heizen) verbrauch t. Die resultierenden Stromkosten liegen dafür unter den Bezugskosten von Strom aus dem Netz und über die Betriebsdauer von 20-30 Jahren lässt sich schlussendlich sogar ein Gewinn erwirtschaften.

Mit Hilfe des Solardach-Rechners können auf einfache Weise die Kosten an einem bestimmten Ort abgeschätzt werden: https://www.swissolar.ch/fuer-bauherren/planungshilfsmittel/solardachrechner/

Zu beachten ist, dass die Kosten in Kombination mit einem Neubau / Sanierung noch tiefer liegen werden. Ebenfalls kommen noch unterschiedliche Förderungen von Bund und Kanton je nach Bauvorhaben hinzu.

Dachbegrünung und Solaranlage: Lässt sich das vereinbaren?

Eine Dachbegrünung und eine Solaranlage schliessen sich nicht aus, sondern ergänzen sich im besten Fall. Allenfalls wird durch eine Dachbegrünung die Solaranlage etwas verkleinert. Zudem liegt es bei der Umsetzung der Initiative festzulegen, wann das öffentliche Interesse an einer Begrünung höher zu gewichten ist als die Solarstromproduktion.

Lohnt sich die Einspeisung von Solarstrom?

Der Einspeisetarif ist aktuell je nach Gemeinde sehr unterschiedlich. Im letzten Jahr sind durch die gestiegenen Strompreise auch die Einspeisetarife gestiegen, wovon alle profitiert haben, welche bereits eine Solaranlage besitzen. Aktuell ist auch auf Bundesebene geplant, eine minimale Einspeisevergütung festzulegen, so das sich das Einspeisen von Solarstrom in jedem Fall lohnt.

Was sind die Vorteile der Solarenergie?

Solarenergie bietet viele Vorteile. Sie ist erneuerbar und die Sonnenenergie ist kostenlos verfügbar. Sie kann sowohl zur Stromproduktion als auch zur Wärmeproduktion genutzt werden und hilft so mit fossile Energien zu ersetzen. Mit lokal produzierter Solarenergie machen wir uns so auch unabhängiger vom Ausland. Durch die Nutzung des Potenzials auf bestehenden Gebäuden und Infrastruktur, kann die lokale Energieproduktion ausgebaut werden, mit minimalen Eingriffen in die Natur und die Landschaft.

Ab welchem Zeitpunkt gilt die Thurgauer Solarinitiative?

Als erstes muss die Initiative gesammelt werden und vom Grossen Rat oder der Thurgauer Bevölkerung angenommen werden. Anschliessend gilt die Solarinitiative sobald die Umsetzung als Gesetz beschlossen ist. Dies ist wäre bei einer Annahme vermutlich in 3-4 Jahren der Fall.

Kann die Energiewende nur mit Solarenergie geschafft werden?

Nein, die Solarenergie alleine reicht nicht aus, sie ist jedoch das Rückgrat einer lokalen erneuerbaren Energieproduktion. Die Ausgangslage der Schweiz mit ihren Wasserkraftwerken, welche auch als Speicher fungieren können, ist ideal. Zusätzlich wird es aber auch noch andere Formen der erneuerbaren Energieproduktion, wie Biogas und Windenergie brauchen, welche besonders im Winter weitere wichtige Energie liefern. Weiter besteht auch noch ein erhebliches Effizienz-Potenzial, wo der heutige Stromverbrauch durch Einsparungen reduziert werden kann ohne Komfortverlust.

Kann die Energiewende nur mit Solarenergie geschafft werden?

Solarstromanlagen produzieren grundsätzlich einen Grossteil ihrer Energie im Sommer (nur ca 30% der Energie im Winterhalbjahr). Dies ist aber auch abhängig von der Ausrichtung der Solaranlage. Anlagen an Fassaden nutzen die tiefstehende Sonne im Winter besser und leisten so einen wichtigen Beitrag gerade im Winter (ca 45% der Energie im Winterhalbjahr). Im Winter 22/23 wurde bereits ca 1 TWh an Solarstrom produziert, was einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Speicherseen und der Versorgungssicherheit beitrug. Mit zusätzlichen Solaranlagen wird die Rolle der Solarenergie in Zukunft weiter steigen, insbesondere wenn Winterstrom optimierte Anlagen an den Fassaden gebaut werden.